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Veröffentlicht am 13. Juni 2024

Wohnen und Armut

Die Wohnbedingungen der Haushalte hängen stark von deren finanzieller Situation ab. Personen in Armut oder in prekären Lebenslagen stossen auf dem Immobilienmarkt auf Hürden. Das grösste Problem für ärmere Haushalte liegt eindeutig bei der hohen Wohnkostenbelastung. Darüber hinaus lebt eine Minderheit dieser Haushalte in Wohnungen, die bezüglich Grösse, Wohnlage oder Qualität Defizite aufweisen. Ärmere und prekäre Haushalte sind rascher und stärker von steigenden Wohn- und Lebenskosten betroffen, da sie oft keinen finanziellen Spielraum mehr haben.

In der Schweiz sind gemäss aktuellsten Zahlen rund 700'000 Personen von Armut betroffen, davon 99'000 minderjährige Kinder. Die Armutsquote – der Anteil der Armutsbetroffenen an der ständigen Wohnbevölkerung – ist seit 2014 um einen Fünftel auf 8,2 Prozent gestiegen. In der Schweiz sind knapp 600‘000 Personen von Armut betroffen. Häufig leiden sie unter unangemessenen Wohnverhältnissen, was die schwierigen Lebensumstände oft noch zementiert. Gemäss der Studie der FHNW  im Auftrag des BSV und des BWO (2015) Wohnversorgung in der Schweiz (admin.ch) sind die Wohnkosten dabei das Hauptproblem: Sie schlagen bei vier Fünftel der armutsbetroffenen Haushalte mit mehr als 30 Prozent des Bruttoeinkommens zu Buche. Sind die Mittel beschränkt, können solch hohe Belastungen Einschränkungen in anderen grundlegenden Lebensbereichen zur Folge haben, zum Beispiel bei den Ausgaben für Bildung, Gesundheit und Ernährung. Haushalte in prekären Lebenslagen mit Einkommen knapp über der Armutsgrenze sind mit denselben Schwierigkeiten konfrontiert, wenn auch in geringerem Ausmass: die Hälfte dieser Haushalte wendet mehr als 30 Prozent des Bruttoeinkommens für das Wohnen auf.

Von Armut oder prekären Lebenslagen betroffene Haushalte leben ausserdem häufiger als andere in beengten Verhältnissen, in Wohnungen mit mangelnder Qualität oder an schlechter Lage, beispielsweise mit Verkehrsbelästigung oder schlechter Verkehrsanbindung. Für Personen, die in den grossen Agglomerationen und Städten wohnen, ist die Situation noch schwieriger, da der Wohnungsmarkt dort besonders angespannt ist.

Wohnungspolitische Massnahmen

Die zwei Hauptursachen für die Wohnprobleme der von Armut betroffenen oder bedrohten Haushalten sind der Mangel an erschwinglichem Wohnraum in angemessener Grösse und die Schwierigkeit, an solche Wohnungen zu kommen und sie dauerhaft halten zu können.

Handlungsansätze für eine nachhaltige Verbesserung der Wohnversorgung sind einerseits Massnahmen finanzieller Natur, die sich entweder direkt an die betroffenen Haushalte richten (Subjekthilfe) oder die für den Ausbau des Angebots an preisgünstigem Wohnraum bestimmt sind (Objekthilfe). Andererseits gilt es die finanziellen Hilfeleistungen mit Massnahmen zur Verbesserung der Wohnsicherheit und des Zugangs zum Wohnraum zu kombinieren. So sollen beispielsweise durch die Stärkung der Wohnkompetenz Kündigungen vermieden werden und Haushalte, vor allem solche mit Betreibungen, mit Hilfestellungen und finanziellen Garantien bei der Suche nach einer neuen Wohnung unterstützt werden. Entsprechende Angebote von staatlichen oder nichtstaatlichen Akteuren findet man in verschiedenen Städten und Regionen der Schweiz

Weitere Informationen

Publikationen BWO

27. Februar 2024

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Wohnen

Fast ein Viertel der Haushalte in der Schweiz lebt in einer unbefriedigenden Wohnsituation. Dies ist auf die Wohnkosten zurückzuführen, die zu stark ins Gewicht fallen oder auf Defizite, welche die Wohnung ausweist. Die COVID 19-Pandemie verschärfte bestehende Ungleichheiten, und belastete die finanzschwachen Haushalte spürbar, die sich seither nicht erholt haben. Der Bericht zeigt auf, wie sich die Pandemie auf die Wohnsituation dieser Haushalte im Zeitraum bis 2023 ausgewirkt hat.

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10. Februar 2022

Obdachlosigkeit in der Schweiz. Verständnisse, Politiken und Strategien der Kantone und Gemeinden

Wie gehen Kantone, Städte und Gemeinden mit Obdachlosigkeit um? Die Studie der Hochschule für Soziale Arbeit Nordwestschweiz (FHNW) im Auftrag des BWO zeigt, dass Verständnis und Strategien im Zusammenhang mit Obdachlosigkeit sehr unterschiedlich sind.

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18. Dezember 2020

Bedarfsabhängige Sozialleistungen: Ausgaben im Bereich Wohnen. Zusammenfassung der statistischen Analyse

Die vom BWO in Auftrag gegebene Studie soll aufzeigen, welche finanziellen Leistungen von ausgewählten Teilen der Schweizerischen Sozialwerke für die Finanzierung der Wohnkosten verwendet werden.

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18. Februar 2019

Zusammenhang zwischen Einkommens- und Energiearmut sowie die Folgen energetischer Sanierungen für vulnerable Gruppen. Eine qualitative Analyse. Zusammenfassung

Das Bundesamt für Wohnungswesen hat ein Forschungsprojekt unterstützt, welches den bis anhin weitgehenden Ausschluss von armutsgefährdeten und armutsbetroffenen Haushalten im energiepolitischen Diskurs untersucht.

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18. Februar 2019

Zusammenhang zwischen Einkommens- und Energiearmut sowie die Folgen energetischer Sanierungen für vulnerable Gruppen. Eine qualitative Analyse

L’étude est disponible en allemand uniquement. Un résumé est disponible en allemand et en français.

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29. Januar 2018

Angebote der Wohnhilfe für sozial benachteiligte Haushalte: Eine Hilfestellung für Kantone, Städte und Gemeinden

Diese Hilfestellung dient Kantonen, Städten und Gemeinden als Orientierungshilfe mit konkreten Handlungsansätzen und zeigt, wie sozial benachteiligte Haushalte im Bereich Wohnen unterstützt werden können, über eigene Angebote und in Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen.

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27. September 2017

Domicil Plus: Ein Projekt über die Stadtgrenzen hinaus

Die Stiftung Domicil vermittelt seit über zwanzig Jahren in der Stadt Zürich Wohnungen an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt Domicil Plus hat die Tätigkeit von Domicil über die Stadtgrenze hinaus erweitert und kantonsweit bekannt gemacht.

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31. Juli 2017

Sicherung und verbesserter Zugang zu Wohnraum für sozial benachteiligte Haushalte: Finanzielle Garantiemodelle gegenüber Vermietenden

Um für sozial benachteiligte Gruppen Wohnraum zu sichern und den Zugang zu verbessern, bestehen in der Praxis verschiedene Modelle finanzieller Garantien gegenüber Vermietenden. Diese Modelle stehen im Zentrum des vorliegenden Berichts, der im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut erstellt wurde. Drei Garantiemodelle werden im Hinblick auf deren rechtliche Grundlagen, Organisationsformen und der konkreten Ausgestaltung verglichen.

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14. Juni 2017

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15. Mai 2017

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4. April 2016

Nicht-monetäre Dienstleistungen im Bereich «Wohnen» für armutsgefährdete und –betroffene Menschen

Diese Studie stellt Informationen zur Verfügung über eine exemplarische Auswahl von staatlichen und nicht-staatlichen Anbietern (Kompetenzzentren) mit umfassenden nicht-monetären Dienstleistungen für armutsgefährdete und -betroffene Menschen im Bereich «Wohnen».

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11. Januar 2016

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