Die Wohnbedingungen der Haushalte hängen stark von deren finanzieller Situation ab. Personen in Armut oder in prekären Lebenslagen stossen auf dem Immobilienmarkt auf Hürden. Das grösste Problem für ärmere Haushalte liegt eindeutig bei der hohen Wohnkostenbelastung. Darüber hinaus lebt eine Minderheit dieser Haushalte in Wohnungen, die bezüglich Grösse, Wohnlage oder Qualität Defizite aufweisen. Ärmere und prekäre Haushalte sind rascher und stärker von steigenden Wohn- und Lebenskosten betroffen, da sie oft keinen finanziellen Spielraum mehr haben.
In der Schweiz sind gemäss aktuellsten Zahlen rund 700'000 Personen von Armut betroffen, davon 99'000 minderjährige Kinder. Die Armutsquote – der Anteil der Armutsbetroffenen an der ständigen Wohnbevölkerung – ist seit 2014 um einen Fünftel auf 8,2 Prozent gestiegen. In der Schweiz sind knapp 600‘000 Personen von Armut betroffen. Häufig leiden sie unter unangemessenen Wohnverhältnissen, was die schwierigen Lebensumstände oft noch zementiert. Gemäss der Studie der FHNW im Auftrag des BSV und des BWO (2015) Wohnversorgung in der Schweiz (admin.ch) sind die Wohnkosten dabei das Hauptproblem: Sie schlagen bei vier Fünftel der armutsbetroffenen Haushalte mit mehr als 30 Prozent des Bruttoeinkommens zu Buche. Sind die Mittel beschränkt, können solch hohe Belastungen Einschränkungen in anderen grundlegenden Lebensbereichen zur Folge haben, zum Beispiel bei den Ausgaben für Bildung, Gesundheit und Ernährung. Haushalte in prekären Lebenslagen mit Einkommen knapp über der Armutsgrenze sind mit denselben Schwierigkeiten konfrontiert, wenn auch in geringerem Ausmass: die Hälfte dieser Haushalte wendet mehr als 30 Prozent des Bruttoeinkommens für das Wohnen auf.
Von Armut oder prekären Lebenslagen betroffene Haushalte leben ausserdem häufiger als andere in beengten Verhältnissen, in Wohnungen mit mangelnder Qualität oder an schlechter Lage, beispielsweise mit Verkehrsbelästigung oder schlechter Verkehrsanbindung. Für Personen, die in den grossen Agglomerationen und Städten wohnen, ist die Situation noch schwieriger, da der Wohnungsmarkt dort besonders angespannt ist.
Wohnungspolitische Massnahmen
Die zwei Hauptursachen für die Wohnprobleme der von Armut betroffenen oder bedrohten Haushalten sind der Mangel an erschwinglichem Wohnraum in angemessener Grösse und die Schwierigkeit, an solche Wohnungen zu kommen und sie dauerhaft halten zu können.
Handlungsansätze für eine nachhaltige Verbesserung der Wohnversorgung sind einerseits Massnahmen finanzieller Natur, die sich entweder direkt an die betroffenen Haushalte richten (Subjekthilfe) oder die für den Ausbau des Angebots an preisgünstigem Wohnraum bestimmt sind (Objekthilfe). Andererseits gilt es die finanziellen Hilfeleistungen mit Massnahmen zur Verbesserung der Wohnsicherheit und des Zugangs zum Wohnraum zu kombinieren. So sollen beispielsweise durch die Stärkung der Wohnkompetenz Kündigungen vermieden werden und Haushalte, vor allem solche mit Betreibungen, mit Hilfestellungen und finanziellen Garantien bei der Suche nach einer neuen Wohnung unterstützt werden. Entsprechende Angebote von staatlichen oder nichtstaatlichen Akteuren findet man in verschiedenen Städten und Regionen der Schweiz
Wie gehen Kantone, Städte und Gemeinden mit Obdachlosigkeit um? Eine neue Studie der Hochschule für Soziale Arbeit Nordwestschweiz (FHNW) im Auftrag des BWO zeigt, dass Verständnis und Strategien im Zusammenhang mit Obdachlosigkeit sehr unterschiedlich sind. Auch umfasst das Thema verschiedene Politikbereiche. Gemäss der Studie sind schätzungsweise 2200 Personen obdachlos und 8000 von Wohnungsverlust bedroht.
Februar 2022
Letzte Änderung 13.06.2024