Gemeinde Küsnacht
Der Wohnungsmarkt der attraktiven Gemeinde Küsnacht am Zürichsee, steht seit Längerem unter Druck. Trotz ihrer städtischen Lage versteht sich die Gemeinde als Dorf und engagiert sich seit Jahrzehnten mit wohnungspolitischen Massnahmen für ein ausgewogenes Wohnungsangebot, das auch Ortsansässigen das Bleiben ermöglicht.
Lenken - Nutzungsprivilegien als Anreiz
Finanzieren - Kommunale Wohnungen, Abgabe von kommunalem Land
Kommunizieren - Verhandlungen, Beratung
Warum fördert Küsnacht preisgünstigen Wohnraum?
Küsnacht versteht sich traditionell als Dorf. Es gibt eine aktive Gemeinschaft, die sich in Vereinen und Milizorganisationen engagiert. Gleichzeitig zieht die Gemeinde aufgrund ihrer Nähe zur Stadt Zürich, der niedrigen Besteuerung und der Lage direkt am See wohlhabende Neuzuziehende an, die teilweise wenig Bezug zur Gemeinde haben. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung der Bevölkerung und das Engagement im Dorf nimmt ab. Küsnacht wirkt dem entgegen, indem sie eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft mit einer sozial und altersmässig durchmischten Bevölkerung fördert. Die Basis hierfür ist preisgünstiger Wohnraum.
Wie fördert Küsnacht preisgünstigen Wohnraum?
Die Gemeinde als Vermieterin
Küsnacht fördert preisgünstigen Wohnraum schon seit den 1960er Jahren. Dank dieser langen Tradition hat die Gemeinde bereits viel Erfahrung sammeln können und wendet eine breite Palette an Massnahmen an. In ihren Politischen Richtlinien 2023-2026 hat Küsnacht das Ziel formuliert, für 15 Prozent der Bevölkerung preisgünstigen Wohnraum nach dem Grundsatz der Kostenmiete zur Verfügung zu stellen. 2025 hat sie das Ziel fast erreicht. Unter anderem ist dies der Gemeinde gelungen, indem sie eigene Liegenschaften selbst kostengünstig vermietet. Ihre Vermietungsrichtlinien für Gemeindewohnungen definieren klar und transparent, welche Regeln dabei gelten. Dass die Vermietungsrichtlinien tatsächlich eingehalten werden, überprüft die Gemeinde regelmässig. Dies stärkt die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Privilegien für gemeinnützige Wohnbauträger
Ein weiterer Ansatz, mit dem Küsnacht preisgünstigen Wohnraum fördert, ist die Unterstützung von Wohnbaugenossenschaften und Stiftungen. Die Gemeinde gibt kommunales Land zu fairen Preisen im Baurecht ab, setzt günstige Zinssätze fest und räumt gegebenenfalls zinsfreie Jahre ein. Im Gegenzug verpflichten die Vermietungsrichtlinien für den gemeinnützigen Wohnungsbau die Bauträgerschaften zu dauerhaft günstigen Mietpreisen. Als weiteren Anreiz, preisgünstigen Wohnraum zu erstellen, gibt es einen Ausnützungsbonus: Wenn Bauträgerschaften Familienwohnungen realisieren, die sie dauerhaft preisgünstig vermieten, dürfen sie die Ausnutzung der Parzelle erhöhen. Dadurch können sie mehr Fläche bebauen, als es die Bau- und Zonenordnung normalerweise zulässt. In mehreren Projekten wurde der Ausnützungsbonus bereits in Anspruch genommen und so preisgünstiger Wohnraum für Familien geschaffen. Zwischen den lokalen Wohnbaugenossenschaften und der Gemeinde hat sich zudem ein regelmässiger Austausch etabliert, von dem beide Seiten profitieren.
Welche Erfahrungen hat Küsnacht gemacht?
In Küsnacht gibt es schon seit Jahrzehnten gemeinnützigen Wohnraum, doch seit einigen Jahren spürt die Gemeinde einen zunehmenden Druck auf dem Wohnungsmarkt. Die genannten Massnahmen zeigen bereits Wirkung und schaffen es, diese Dynamik abzuschwächen. Die Investitionen in den preisgünstigen Wohnraum lohnen sich daher für die Gemeinde. Sie stärken die Identität des Ortes und erhöhen die Lebensqualität für die Einwohnenden. Da Küsnacht weiterhin wächst, will die Gemeinde auch in Zukunft in den preisgünstigen Wohnraum investieren und damit für eine ausgeglichenere Dorfgemeinschaft sorgen.

Wir sind eine bürgerliche Gemeinde und preisgünstiger Wohnraum steht eigentlich nicht im Zentrum der bürgerlichen Politik. Trotzdem ist unsere Motivation eine politische, denn wir verstehen uns als Dorf und wollen es auch bleiben. Wenn wir nicht in den Wohnungsmarkt eingreifen, entwickelt sich Küsnacht zu einer Schlafgemeinde und unser Dorfleben geht verloren.
Erfolgsfaktoren
- Klare Leitplanken (Vermietungsrichtlinien) und Ziele (Sollwert: 15%)
- Vernetzung und Verhandlung mit Genossenschaften
- Mehr Wohnraum durch Verdichtung
Herausforderungen
- Wenn Baurechtsverträge auslaufen, tritt der Heimfall ein. Ist dieser nicht klar geregelt, können Diskussionen um die Heimfallentschädigung zu Rechtsstreitigkeiten führen.
- Die Förderung von preisgünstigem Wohnraum ist keine einmalige, sondern eine andauernde Aufgabe und braucht Durchhaltevermögen.


