Zum Hauptinhalt springen

Veröffentlicht am 7. November 2025

Gemeinde Renens

Renens, die frühere Arbeitendenstadt nahe Lausanne, begegnet dem angespannten Wohnungsmarkt und dem hohen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum mit einer aktiven, sozial ausgerichteten Wohnungspolitik. Dabei setzt die Gemeinde auf ein breites Instrumentarium, von aktiver Bodenpolitik bis hin zu direkten Mietzinsbeiträgen.

Renens (Baustein)

Lenken - Anteile in Nutzungsplanung, Nutzungsprivilegien als Anreiz, Kauf- und Vorkaufsrecht

Finanzieren - Abgabe von kommunalem Land, Mietzinsbeiträge

Kommunizieren - Verhandlungen, Beratung

Warum fördert Renens preisgünstigen Wohnraum?

In unmittelbarer Nähe zu Lausanne, im Zentrum eines wichtigen Verkehrsknotenpunkts, liegt Renens. Die frühere Arbeiterstadt befindet sich im Wandel: Einige Industriebrachen weichen neuen Nutzungen, insbesondere Wohnraum. Weil viele Einwohnende über geringe finanzielle Mittel verfügen, ist der Bedarf an preisgünstigen Wohnungen besonders hoch. Zugleich weist die Gemeinde einen sehr angespannten Wohnungsmarkt auf. Vor diesem Hintergrund hat sich der Gemeinderat für die Legislatur 2021 bis 2026 zum Ziel gesetzt, die Entwicklung aktiv mitzugestalten und eine integrative Wohnungspolitik zu verfolgen.

Renens (Drohne)

Wie fördert Renens preisgünstigen Wohnraum?

Vorgaben, Anreize und aktive Bodenpolitik

Der Kanton Waadt regelt die Handlungsmöglichkeiten der Gemeinden mit dem Gesetz über die Erhaltung und Förderung des Mietwohnungsbestands (Loi sur la préservation et la promotion du parc locatif, LPPPL). Das Gesetz definiert die verschiedenen Kategorien von preisgünstigem Wohnraum sowie die Möglichkeit für die Gemeinden, Mindestquoten festzulegen, Nutzungsboni vorzusehen und ein Vorkaufsrecht auszuüben. So hat Renens in seinem Nutzungsplan eine Mindestquote festgelegt: In der Kernzone und in den Wohnzonen mittlerer Dichte ist die Hälfte der Geschossflächen für Wohnungen mit kontrollierten Mietpreisen (LUP) vorgesehen. Diese Vorgaben gelten sowohl für Neubauten als auch für Erweiterungen oder Umnutzungen bestehender Gebäude.
Darüber hinaus bietet Renens auch Anreize, freiwillig preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Wer mindestens 15 Prozent Wohnungen mit kontrollierten Mietpreisen (LUP) erstellt, darf unter bestimmten Bedingungen 10 Prozent mehr Wohnfläche realisieren. Möchte die Gemeinde selbst preisgünstigen Wohnraum schaffen, kann sie ihr Vorkaufsrecht nutzen, wie es 2021 und 2023 der Fall war. Um noch aktiver eingreifen zu können, verdreifachte die Gemeinde den Maximalbetrag für solche Käufe auf 15 Millionen Franken für die Legislatur 2021 bis 2026.

Direkte Unterstützung für Mietende

Ergänzend zu den langfristigen Regulierungen bietet die Gemeinde kurzfristige Hilfen für Menschen mit geringem Einkommen. Zu diesem Zweck finanziert Renens gemeinsam mit dem Kanton Waadt eine individuelle Wohnbeihilfe für Familien. Zudem können sich Einwohnerinnen und Einwohner kostenlos beraten lassen, wenn sie Hilfe beim Finden oder Erhalten einer Wohnung benötigen. Diese Aufgabe übernehmen die Anlaufstelle Rel’og Ouest Lausannois der Stiftung Le Relais sowie der Regionalverband für Soziales ARASOL. Mit ihren Fachpersonen, die auf das Wohnungswesen spezialisiert sind, können diese Organisationen Betroffene kompetent unterstützen.

Renens (Drohne)

Welche Erfahrungen hat Renens gemacht?

Renens zieht eine positive Bilanz aus der Förderung von preisgünstigem Wohnraum – insbesondere durch die Kombination aus kurzfristigen und langfristigen Massnahmen. Während die langfristigen Regelungen die Wohnraumsituation nachhaltig verbessern, entlasten kurzfristige Angebote die Betroffenen direkt. Zu letzteren gehören auch Übergangswohnungen für Menschen in prekären Lebenssituationen. Renens hat gute Erfahrungen damit gemacht und 2024 eine Studie durch die Haute école de travail social et de la santé Lausanne (HETSL) durchführen lassen. Diese zeigt, dass Übergangswohnraum die soziale Integration fördert, und gibt Gemeinden praktische Hinweise zur Umsetzung.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit. Um Synergien zu nutzen und voneinander zu lernen, beteiligt sich Renens gemeinsam mit sieben weiteren Gemeinden an der Wohnraum-Plattform für Lausanne-West (Plateforme logement de l’Ouest lausannois, PFL-OL). Diese fördert den Austausch zwischen Gemeinden, Kanton und Bund im Bereich Wohnungspolitik.

Didier Divorne (Renens)
Unsere Massnahmen unterstützen verschiedene Schichten der Bevölkerung, von den am stärksten Benachteiligten bis hin zur Mittelschicht. So kann die Gemeinde ihre Einwohnenden, ihre Identität sowie ihre Vitalität bewahren und versuchen, die Gentrifizierung einzudämmen.
Didier Divorne, Gemeinderat

Erfolgsfaktoren

  • Klare, rechtlich verankerte Vorgaben durch kantonale Gesetzgebung und Baureglement
  • Motivation durch Anreize, wenn es keine verpflichtenden Vorgaben gibt
  • Interkommunaler Austausch
  • Austausch mit lokalen Akteuren (Vereine, Schulen, Kirchen etc.), die einen direkten Bezug zur sozialen Realität haben

Herausforderungen

  • Eine hochwertige Entwicklung benötigt ausreichend Zeit für eine sorgfältige Planung und die Mitbestimmung der Bevölkerung – auch wenn sich die Realisierung von Wohnraum dadurch verzögert.

Zurück zur Übersicht